Die Erinnerungen an den Völkermord an den Jesiden müssen wachgehalten und seine Aufarbeitung vorangetrieben werden

03.08.2022

Am Morgen des 03.08.2014 begannen Milizen des sogenannten „Islamischen Staates“ mit der systematischen Ermordung, Versklavung, Misshandlung, Verschleppung, sexuellen Ausbeutung, Zwangskonversion und -rekrutierung von Jesidinnen und Jesiden in der Sindschar-Region im Norden des Irak.


Dazu erklärt Prof. Monika Grütters MdB, Vorsitzende des Stephanuskreises in der Unionsfraktion:

„Über drei Jahre lang zerstörte die Terrormiliz des sogenannten „Islamischen Staates“ mit bestialischer Grausamkeit das Leben hunderttausender jesidischer Menschen und fügte vielen schwerste Verletzungen und Traumatisierungen zu. In der Absicht, das jesidische Volk und seine Kultur auszulöschen, erzwangen die Terroristen seit dem 03. August 2014 Konversion, Unterwerfung und Flucht. Etwa 5000 Menschen wurden ermordet und ca. 7000 Menschen – hauptsächlich Frauen und Mädchen – versklavt und sexuell ausgebeutet. An die 3000 Menschen werden noch immer vermisst. Hunderttausende Jesidinnen und Jesiden leben bis heute in Auffanglagern mit prekären Lebensbedingungen oder in anderen Nationen.
Das Gedenken an diesen Völkermord muss wachgehalten und seine Aufarbeitung gezielt vorangetrieben werden. Einen entscheidenden Schritt ist der Deutsche Bundestag mit der Annahme der Petition zur Anerkennung der Verbrechen an den Jesidinnen und Jesiden als Genozid bereits gegangen. Auch die Bundesregierung sollte nun diese Zielrichtung weiter verfolgen und durch die Einleitung weitreichenderer Schritte ihrem politischen Handlungsauftrag nachkommen: Gerechtigkeit ist für jesidische Menschen nur mit konsequenter Strafverfolgung auf nationaler wie internationaler Ebene und rechtskräftigen Urteilen möglich. Es braucht außerdem weitere Entwicklungshilfe und Wiederaufbau im Gebiet Sindschar, das aufgrund von Verminung und fehlender sanitärer wie ziviler Infrastruktur noch immer vielfach unbewohnbar ist. Ebenso ist vor Ort ein weiterer Ausbau psychologischer Betreuung, gleichberechtigte Teilhabe am öffentlichen Leben sowie die staatliche wie zivilgesellschaftliche Anerkennung der Religionsfreiheit nötig.
Friedensarbeit kann in dieser schwer gebeutelten Region nur in Zusammenarbeit verschiedener gesellschaftlicher und religiöser Gruppen geschehen, um verlorengegangenes Vertrauen und Zukunftshoffnung wiederherzustellen. Für alle jesidischen Menschen muss baldmöglichst ein Leben in Freiheit und Würde möglich sein.“

Hintergrund:
Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ hat sich nach gewaltsamem Vordringen in die Sindschar-Region in Nordirak zwischen 2014 und 2017 schwerster Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht. Systematische Misshandlungen, Ermordungen, Versklavungen, Zwangskonversionen und sexualisierte Gewalt gegen Mädchen und Frauen, sollten die jesidische Kultur vernichten. In Deutschland lebt die weltweit größte jesidische Diasporagemeinde.