dtv Verlag
Der Advent, Weihnachten, die Zeit „zwischen den Jahren“ – sie laden ein zur Ruhe und zum Lesen. Deshalb und weil wir ja im Moment auch nicht ausgehen können, bieten wir Ihnen an dieser Stelle als Kulturtipp Lektüre-Empfehlungen.
Das Buch „Giovannis Zimmer“ (Originaltitel: Giovanni’s Room) ist ein Roman des US-amerikanischen Schriftstellers James Baldwin aus dem Jahr 1956. Auf Deutsch erschien er 1963 im Rowohlt Verlag, übersetzt von Axel Kaun und Hans-Heinrich Wellmann.
2020 wurde das Buch von Miriam Mandelkow neuübersetzt. Es ist im dtv Verlag erschienen.
Die Geschichte spielt im Paris der Fünfzigerjahre. Dort lernt David, amerikanischer Expat, in einer Bar den reizend überheblichen, löwenhaften Giovanni kennen. Die beiden beginnen eine Affäre – und Verlangen und auch Scham brechen in David los wie ein Sturm. Dann kehrt plötzlich seine Verlobte zurück. David bringt nicht den Mut auf, sich zu outen. Im Glauben, sich selbst retten zu können, stürzt er Giovanni in ein Unglück, das tödlich endet.
Monika Grütters sagt über dieses Buch:
„„Giovannis Zimmer“ von James Baldwin, ist ein beinahe vergessener Klassiker aus dem Jahr 1956 in der 2020 erschienenen Neuübersetzung von Miriam Mandelkow. Diese tragische Geschichte einer gescheiterten Liebe entwickelt durch die schonungslose Ausleuchtung des Verdunkelten und Verdrängten in der eigenen Seele wie auch in der Gesellschaft enorme emotionale Wucht.
Dieses Buch ist aktuell, wann und wo immer Menschen ihres Andersseins wegen ausgegrenzt werden und fürchten, im Korsett gesellschaftlicher Normen und Rollenerwartungen zu ersticken.
In den 1950ern war es ein doppelter Tabubruch. Denn hier schreibt ein homosexueller, schwarzer Autor die Geschichte einer gescheiterten Liebe zwischen zwei weißen Männern und macht seinen Ich-Erzähler David dabei zum Repräsentanten des bigotten, weißen Amerikas.
Baldwins Verlag lehnte das Manuskript ab, seine Agentin riet gar, es zu verbrennen. Trotzdem ist daraus Baldwins berühmtester Roman geworden: weil große Literatur eben viel mehr ist als die Stimme einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe, weil sie über die Lebenswirklichkeit einzelner Gruppen hinaus das Menschliche sichtbar macht - in „Giovannis Zimmer“ die Angst vor einer Liebe, die mit gesellschaftlichen Konventionen bricht.“
Der Autor James Baldwin wurde 1924 in New York geboren. Er war ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller. Als erster schwarzer Künstler erschien er auf dem Cover des „Time Magazine“. Baldwin starb 1987 in Südfrankreich.
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