Buchtipp: "Morandus" von Matthias Zimmer

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist der aus dem Vorharz stammende Ernst Funk nach Kanada ausgewandert. Dort, weit weg von seiner früheren Heimat, hat er eine Familie gegründet und ist zu einem erfolgreichen Bauunternehmer aufgestiegen. Als sein langjähriger Freund, der Historiker und Universitätsprofessor Landau, ihn im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie über deutsche Auswanderer interviewt, kommt nach und nach lange Verdrängtes ans Licht. Funk stellt sich schließlich den Erinnerungen an die längst abgeschlossen geglaubte Vergangenheit: an seine Jugend, an die Liebe seines Lebens und an die mit allem verbundenen Gräuel des Krieges. Auch Landau, 1938 nach Kanada ausgewanderter Jude aus Wien, wird durch Funk mit seiner eigenen Geschichte konfrontiert.

„Die Vergangenheit vergeht nicht. Sie bleibt des Menschen Wegbegleiter, manchmal auch sein Fluch. Erst durch Erinnern verstehen wir, gewinnen uns selbst. Erinnerung ist dabei immer in andere Geschichten und Zeitläufte verstrickt, in fremde Biographien, fremde Erinnerungen.“ Mit dieser Erkenntnis reist Funkt als über 60-Jähriger erstmals nach Europa zurück an die Orte eines Geschehens, das seit über 40 Jahren auf ihm lastet. Die dortigen Begegnungen bringen etwas in Fluss: Wunden können heilen, der Kreis schließt sich.

Monika Grütters:
"Die Lektüre dieses Romans aus der Feder eines Abgeordnetenkollegen war für mich ein großes Vergnügen und ein großer Gewinn. Von Matthias Zimmers intellektuellem und sprachlichem Vermögen konnten wir uns ja alle in den vergangenen Jahren überzeugen – dieses literarische Werk hat noch einmal eine neue Dimension und Qualität. Ich wünsche dem Buch viele Leser und diesen ein großes Lesevergnügen!"


MATTHIAS ZIMMER
Matthias Zimmer ist gebürtiger Marburger und an der Mittelmosel aufgewachsen. Nach beruflichen Stationen in Bonn und dem kanadischen Edmonton lebt und arbeitet er seit mehr als 20 Jahren in Frankfurt am Main, unterrichtet an der Universität zu Köln und ist seit 2009 Mitglied im Deutschen Bundestag. »Morandus« ist sein erstes erzählerisches Werk. Es ist aus der Vermutung entstanden, dass man manche Dinge erzählen muss, weil sie für eine wissenschaftliche Arbeit zu kompliziert sind. Schließlich sind wir alle in Geschichten verstrickt.