„Wir träumten von nichts als Aufklärung! – eine Ausstellung über den Berliner Juden Mendelssohn

Über die geradezu historische Leistung in der Gesellschaftspolitik, über seine Wirkung bis in die Gegenwart, aber auch über die Zerrissenheit des Berliner Philosophen Moses Mendelssohn (1729-1786) kann man in der jüngsten Sonderschau des Jüdischen Museums viel Wissenswertes lernen.

Zur Ausstellung gelangen Besucher über das Treppenhaus, nicht ohne sich den Fragen der Zeit Mendelssohns zu stellen, die auffällig ihre Aktualität in der heutigen Zeit behalten haben: Wie stoppt man Fake News? Ist mit dem Tod alles vorbei? Kann man durch Erziehung alles erreichen? Muss man für die Gleichberechtigung seine Tradition aufgeben?

Damit wird der Ausstellungsbesucher eindrucksvoll mit dem kritischen Zeitgeist Mendelssohns vertraut: Moses Mendelssohn verbindet als gesetzestreuer Jude die Tradition mit den modernen Ideen der Aufklärung. Und so zeigt auch die Schau ihn als „Integrationsfigur polarisierender Kräfte“ in der Epoche der Aufklärung. Wer durch die mit Exponaten reich bestückten Museumsräume wandelt, erkennt, dass Moses Mendelssohn Wegbereiter der Moderne war, dass seine biographischen Wurzeln im anhaltischen Dessau für sein Leben prägend waren, wie schützend und wertvoll die aus einer zu seiner Zeit ungewöhnlichen Liebesheirat gewachsene Ehe mit seiner Frau Fromet für ihn und für sein Wirken war und wie fundamental seine Ideen und Schriften das Denken verändert haben.

Dass Friedrich II. Aversionen gegen die Juden hegte, wird auch in dieser Ausstellung kurz beleuchtet. Zwar steigt Mendelssohn in Preußen zum „außerordentlichen Schutzjuden“ auf, doch seiner Familie bleiben eigenständige Schutzrechte verwehrt. Die Aufnahme Moses Mendelssohns in die Akademie der Wissenschaften wird vom König verhindert. In sieben Themenräumen lernt man auch aus Anekdotischem diesen Philosophen so kennen, dass er einem am Ende richtig vertraut wirkt. Moses Mendelssohn blieb Idealist und seinen Idealen der Aufklärung und Toleranz zeitlebens treu. Seine Nachkommen – darunter auch der bekannte Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy - entschieden sich hingegen, zu konvertieren. Auch Teile dieser Familiengeschichte werden beleuchtet. Eine gelungene Ausstellung über einen bekannten Berliner, der das Denken in unserem Land nachhaltig prägte.

Informationen zur Ausstellung im Überblick
Wann
14. Apr bis 11. Sep 2022

Eintritt
8 €, ermäßigt 3 €, frei u.a. für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Wo
Jüdisches Museum Berlin, Altbau 1. OG
Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin